Nach den vergangenen intensiven Wochen an völlig neuen Orten, waren die letzten Tage etwas entspannter, denn ich war bei meiner Familie zu Besuch. Zuerst fuhr ich in den Spreewald für einen Kurzbesuch bei Onkel und Tante. Dort angekommen gab es Brombeer-Crumble und ich bekam eine Führung durch den Gemüsegarten mit automatischer Bewässerung. Eines der bestimmenden Themen aktuell ist die Trockenheit. Die Berste, ein Nebenfluss der Spree, der hinterm Haus entlangfließt, führt aktuell sehr wenig Wasser und in der kommenden Woche ist kein Regen angesagt. Bei meiner Fahrt über Berlin fielen viele Haltestellen aus, da der Grunewald brennt. In Frankreich haben sie Probleme die Atomkraftwerke zu kühlen und lockern daher die Regeln, die festlegen bis zu welcher Temperatur Kühlwasser in die bereits überhitzten Flüsse geleitet werden darf - eine ökologische Katastrophe. In Deutschland bedeutet das Niedrigwasser im Rhein, dass der Warentransport durch Schiffe stark eingeschränkt ist. Die globalen Krisen beginnen sich zu überlagern und stellen zunehmend die Stabilität unserer politischen und wirtschaftlichen Systeme auf die Probe. Wir gehören zu den Privilegierten, die uns am Frühstückstisch über diese Krisen unterhalten können, scheinbar ohne dass sie uns in unserer Existenz bedrohen. Und doch habe ich die Befürchtung, dass sich das noch zu meinen Lebzeiten ändern könnte.
Am nächsten Tag fuhr ich in die Oberlausitz, um ein paar Tage bei meiner Oma zu verbringen. Wir unternahmen zwei Fahrradtouren und ich rekonstruierte mit Hilfe von alten Dokumenten einen Zweig meines Stammbaums. Auch hier herrscht große Trockenheit. Eine Tanne vor dem Haus hat im unteren Bereich bereits alle Nadeln verloren. Manche Früchte fallen von den Bäumen obwohl sie noch nicht reif sind. Die Geschichten der Menschen aus der Nachbarschaft sind auch nicht gerade erbaulich. Die da hat sich umgebracht, der da hat Krebs, die da hat in einem Jahr zwei Geschwister verloren usw. Aber abgesehen von all dem was deprimierend ist: Für mich war es schön mal wieder zur Ruhe zu kommen und an Orten zu sein, die mir vertraut sind.